soyka stirner tanz 18,50 € inkl. porto und verpackung, lieferung per nachnahme
|
Eulen und Nachtschwalben und ihre Tanz
Die Wiener Nacht ist dunkel, und manch einer muss sie
fliehen. Aber meine Freunde Soyka und Stirner, sie sind vom
Stamm der Eulen und der Nachtschwalben. Sie gehören da
hinein. Da sitzen sie, im Epizentrum der Nacht, sie haben
Augenringe und Augengläser, und die beinah letzte echte
Wiener Volksmusik umgibt sie wie ein illuminierter Nebel.
Walther Soyka, Knöpferlharmonika, und Karl
Stirner, Zither. Selten musizieren sie ausgestellt auf den
Bühnen, Soyka sagt gar, er mag die Bühnen nicht. Er mag
seine Musik lieber aus dem Leben heraus spielen, also
mitten im eigenen Publikum sitzen und da heraus plötzlich
zaubern, still nämlich anfangen, nicht lauter werden, bis die
anderen leiser sind, leiser und im besten Sinne betroffen.
Es ist schon so: Die Moderne gehört allen, das
Biedermeier uns allein. Diese angebliche große Zufriedenheit
vor gut anderthalb Jahrhunderten, sie hat die Wiener Volks -
musik wenn schon nicht erfunden, dann doch aus ihren
Zutaten gruppiert. Und daraus schöpfen die beiden, gleichermaßen
Schriftgelehrte und Freigeister der Wiener Musik, bis
heute, daraus und aus dem, was nachher geschah. Aus dem
Erbe der Schrammeln, der Walzerkönige und auch aus dem,
was von den G’scherden am Land in die große Stadt gekommen
ist und sich dort urbanisieren ließ oder eben auch nicht.
Soyka und Stirner, die da zaubern, sind nicht
allein. Es sind schon ein paar Musiker, die sich
mit dem Wiener volksmusikalischen Erbgut beschäftigen.
Aber die meisten mischen etwas bei,
ein bisschen Moderne, ein bisschen Kunst. Soyka
und Stirner tun nichts dazu, außer ihre eigenen
schönen und abenteuerlichen Persönlichkeiten.
Der Altwiener Tanz und der Altwiener Marsch,
sie wandern durch zwei Rock’n’Roller hindurch
und kommen verjüngt und erfrischt wieder hervor.
Die Wiener Nacht ist dunkel,
aber verführerisch, so wie sie hier klingt.
Ernst Molden, Jänner 2009
01 de_tout_mon_coeur
|
Foto - Andreas Hofer |